Kryonik

Eine der ganz besonders exotischen Bestattungsarten ist die Kryonik: Ist es möglich, den Körper – oder sogar nur den Kopf – einzufrieren, um ihn über die Jahre zu erhalten und in ferner Zukunft wieder aufzutauen? Science-Fiction oder tatsächlich eine mögliche „Bestattung“? Unser 11880.com-Bestattung-Ratgeber lüftet einige der Geheimnisse, die sich um die Faszination Kryonik ranken, und sagt Ihnen, was wirklich möglich ist. 

Was ist Kryonik?

Kryonik
© Sabrina Dr. Cercelovic - istockphotos.com

Dafür zunächst die Erläuterung der rein wissenschaftlichen Methode, die hinter der Kryonik steckt. Kryonik leitet sich vom griechischen Begriff für ‚kalt‘ oder ‚Kälte‘ ab und beschreibt alle wissenschaftlichen Disziplinen zur Kälte-Konservierung. Die Bestattung durch Kryonik sieht vor, den juristisch toten menschlichen Körper – oder in manchen Fällen nur den Kopf – durch Kryonik zu konservieren, um ihn in unabsehbarer Zukunft wiederzubeleben. Im Fokus steht hier vor allem die Erhaltung der Gehirnfunktionen sowie das „Anhalten“ des Lebens auf unbestimmte Zeit.

Der Glaube an die Kryonik

Also ist Kryonik eigentlich gar keine Bestattung im ursprünglichen Sinne, denn Ziel ist es ja, in vielen Jahren wieder aufzuerstehen. Das ist bisher aber noch nie passiert, zumindest nicht bei Menschen. Warum entscheiden sich Menschen aber trotzdem für diese „vorübergehende“ Bestattungsart? Sie glauben – wie auch die ausführenden Kryoniker –, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Kryonik funktioniert.
Derzeit gibt es nur wenige Hundert Menschen, die kryonisch bestattet wurden. Einige davon sind reiche Menschen, die einfach fasziniert von der Wissenschaft sind oder daran glauben, dass die Kryonik ihnen Unsterblichkeit bieten kann. Andere haben schwere, unheilbare Krankheiten und hoffen auf den Fortschritt der Medizin, auf den sie sozusagen in der Biostase warten.

Was passiert bei der Kryonik?

Und mit diesem Fachbegriff zur eigentlichen Methode, die während der Kryonik angewendet wird. Die Biostase wird herbeigeführt, indem der Körper künstlich in einen Winterschlaf versetzt wird. Dazu muss der Körper in flüssigen Stickstoff eingelassen werden, der eine Temperatur von -196 °C hat. Zudem muss das Blut im Körper durch eine Kälteflüssigkeit ersetzt werden, damit sich durch die Kälte im Körper keine Eiskristalle bilden, die die Zellen zerstören würden.

Was ist das Ziel der Kryonik?

Der Körper soll so in einen schonenden Ruhezustand versetzt werden und dient nicht der Organlagerung. In der Praxis gelingt das Verfahren aber ganz fehlerfrei nur auf Organbasis oder mit kleineren Körpern. Das Einfrieren menschlicher Erwachsener ist noch nicht optimal erforscht, wird aber schon praktiziert.
Es gibt bereits wenige Hundert Eingefrorene – in Fachkreisen auch Kryonauten genannt – vor allem in den USA und Russland. Für sie birgt Kryonik die Hoffnung, in ferner Zukunft wiederbelebt werden zu können.

Hoffnung in die Zukunft

Experten schätzen, dass diese Zukunft noch ca. 40 - 90 Jahre entfernt ist. Die Kryonauten setzen also sozusagen alles darauf, dass die Menschen der Zukunft – vielleicht sind diese heute noch gar nicht auf der Welt – in der Lage sein werden, die eingefrorenen menschlichen Körper auftauen und wieder vollkommen ins Leben zurückbringen zu können. Denn: Aktuell ist noch nicht einmal das Auftauen erprobt, noch nie ist ein Kryonaut erfolgreich aufgetaut worden. Schwerkranke erhoffen sich zudem, dass parallel auch die Medizin entsprechende Fortschrittssprünge gemacht haben wird und sie bei ihrer Wiederbelebung von ihrer tödlichen Krankheit geheilt werden können.

Probleme bei der Wiederbelebung

Doch während zum Beispiel die Krebsheilung an anderer Stelle angestrebt wird, beschäftigen sich die aktuell noch recht wenigen Kryonik-Anbieter auf der Welt damit, ihre eigenen, ganz grundlegenden Probleme zu lösen. Diese ergeben sich derzeit vor allem in einem ganz wesentlichen Bestandteil der Kryonik: der Wiederbelebung. Sie ist schließlich Sinn und Zweck der umstrittenen Einfrier-Methode, ist aber noch nicht wirklich ausgereift. So würde eine Reanimation nach heutigem Stand des Wissens zum Beispiel die neuronalen Strukturen des Gehirns zerstören.

Kryonik in Deutschland

Die Kryonik in den Kinderschuhen? Die Erfolgschancen einer Reanimation im Rahmen der Methode liegen derzeit im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Nicht zuletzt deswegen ist Kryonik in Deutschland verboten. Zudem verbieten das Bestattungsgesetz und auch der darin verankerte Friedhofszwang die Aufbewahrung von Leichnamen in einem Kryonik-Institut. Umgehen ließe sich dies, indem der Körper zum Beispiel in die USA oder nach Russland überführt würde. Allein hierfür würden schon erste hohe Kosten für die Kryonik entstehen. Wenn Sie aber die wissenschaftliche Verwendung Ihrer sterblichen Überreste reizt, könnte vielleicht auch eine Körperspende für Sie infrage kommen. 

Was kann Kryonik kosten?

Doch die Überführung wäre nur ein relativ kleiner Anteil der Kosten der Kryonik. So wenig etabliert wie der gesamte Wissenschaftsbereich, so geringfügig ausgereift wie die Methode des Kälteschlafs, so schwer sind auch Kostenprognosen zur Kryonik. Es gibt wenige Institute, die Kryonik durchführen und auch wenige Angaben zu Preisen. Ganz gewiss ist die Kryonik derzeit die teuerste aller Bestattungsarten und beginnt ab 30.000 €. Wobei diese Summe tendenziell nur für den Kopf reicht. Für das Einfrieren eines erwachsenen menschlichen Körpers können auch mehrere Hunderttausend Euro fällig werden (in Russland sind deutlich günstigere Preise möglich). Und was Sie so oder so bei dieser Methode zahlen müssen: einen hohen Vertrauensvorschuss in die Kryoniker. Aber vielleicht teilen Sie ja die Ansicht einer bekannten Kryonautin aus den USA, die sagt, dass sie lieber auf die Forschung wettet als auf den natürlichen Verfallsprozess. 



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